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Endlich komme ich dazu, die Umfrage zu beantworten! Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Jedenfalls möchte ich vorneweg sagen, dass ich sehr froh bin, dass gerade diese Frage die meisten Stimmen erhalten hat, denn es ist diejenige, die ich am liebsten beantworten wollte. Einigen von euch wird wohl nicht gefallen, was ich dazu sagen werde - mehr dazu am Ende meiner Antwort!
Wir erinnern uns: Neville wurde am 30. Juli geboren, am Tag vor Harry, also ebenfalls „wenn der siebte Monat stirbt“. Seine Eltern, beide berühmte Auroren, hatten ebenfalls Voldemort „dreimal die Stirn geboten“, genau wie Lily und James. Voldemort hatte daher die Wahl zwischen zwei kleinen Jungen, auf welche die Prophezeiung zutreffen könnte. Ihm war aber nicht ganz klar, was es für Folgen haben könnte, sie anzugreifen, da er nicht die gesamte Prophezeiung gehört hatte. Wie Dumbledore sagte:
„Er [der Lauscher] hat nur den Anfang gehört, den Teil, der voraussagt, dass im Juli Eltern ein Kind geboren würde, die Voldemort schon dreimal die Stirn geboten haben. Daher konnte er seinen Herrn nicht warnen, dass ein Angriff auf dich das Risiko bedeuten würde, Macht auf dich zu übertragen.“
So hatte Voldemort also aufgrund der Prophezeiung die Wahl zwischen zwei Kandidaten, die zu seinem Erzfeind werden konnten. Indem er wählte, welchen Jungen er töten wollte, suchte er damit (ohne es zu wissen) gleichzeitig den Jungen aus, der zum Auserwählten wurde - der Werkzeuge erhielt, die kein anderer Zauberer besaß - die Narbe und die damit verbundenen Fähigkeiten, sozusagen ein magisches Fenster zu Voldemorts Gedanken.
Was wäre also geschehen, wenn Voldemort beschlossen hätte, dass der Reinblüter, nicht der Halbblüter, die größere Gefahr darstellte? Was wäre passiert, wenn er stattdessen Neville angegriffen hätte? Harry stellt sich diese Fragen im „Halbblutprinz“ und kommt zu Recht zu dem Schluss, dass die Antwort davon abhängt, ob Nevilles Vater oder Mutter in der Lage und willens gewesen wäre, für den Sohn zu sterben, so wie Lily für Harry starb. Andernfalls wäre Neville einfach umgekommen. Wenn sich jedoch Frank oder Alice schützend vor Neville geworfen hätte, wäre der tödliche Fluch genau wie bei Harry abgeprallt. In dem Fall hätte Neville mit einer Blitznarbe überlebt. Was hätte das bedeutet? Hätte ein Neville mit der Blitznarbe Voldemort ebenso erfolgreich ausweichen können wie Harry? Hätte Neville die Eigenschaften besessen, die es Harry ermöglichten, durch all seine schweren Zeiten hindurch stark und geistig gesund zu bleiben? Dumbledore spricht es zwar nicht aus, aber er glaubt nicht daran. Er denkt, dass Voldemort tatsächlich den Jungen gewählt hat, der am ehesten das Zeug besaß, ihn zu stürzen, denn Harry hat sein Überleben nicht nur, und nicht einmal zum größten Teil, seiner Narbe zu verdanken.
Wie wirkt sich das auf Neville aus, den Jungen, der „beinahe König wurde“? Ihm sind dadurch weder verborgene Kräfte noch ein mysteriöses Schicksal beschieden. Er bleibt ein „normaler“ Zaubererjunge, auch wenn seine Vergangenheit auf ihre Art genauso tragisch ist wie Harrys. Wie sich im „Orden des Phönix“ herausstellte, schlummert aber auch in Neville eine gewisse Stärke. Wer weiß, was er fühlen wird, falls er jemals herausfindet, wie nahe er daran war, der Auserwählte zu werden.
Diejenigen unter euch, die davon überzeugt waren, dass die Prophezeiung Neville auf mystische Weise ein Schicksal zugedacht hat, das mit dem von Harry eng verwoben ist, finden diese Antwort vermutlich ziemlich lahm. Dennoch denke ich, dass ich etwas Wichtiges über Harry und Voldemort wie auch über Prophezeiungen im Allgemeinen aufgezeigt habe, indem ich Neville sozusagen als Zweitplazierten mit eingeflochten habe. Wenn keiner der Jungen vor Voldemorts Angriff bereits dazu „auserkoren“ war, sein möglicher Bezwinger zu werden, dann wurde die Prophezeiung (ähnlich derjenigen, welche die Hexen Macbeth verkünden, falls ihr das Stück zufällig kennt) erst zum Auslöser für eine Situation, die ohne sie gar nicht zustande gekommen wäre. Harry erlangt eine erschreckende Position, die er sich vermutlich niemals ausgesucht hätte, während Neville nur noch als „was-wäre-wenn“ eine Rolle spielt. Solche Entscheidungen, die dramatische Konsequenzen nach sich ziehen, werden im Nachhinein oft als Schicksal bezeichnet.
Natürlich soll nichts hiervon bedeuten, dass Neville in den letzten beiden Bänden bzw. im Kampf gegen Voldemort keine wichtige Rolle zu spielen hätte. Und was die Prophezeiung selbst betrifft, so bleibt sie mehrdeutig - nicht nur für die Leser, sondern auch für meine Figuren. Prophezeiungen (man denke an Nostradamus!) können häufig auf viele verschiedene Arten ausgelegt werden. Darin liegt ihre Stärke wie auch ihre Schwäche.